Früher war alles besser

Wenn Sie an Ihre eigene Kindheit zurückdenken, gelten die meisten und schönsten Erinnerungen wahrscheinlich den endlos langen Sommertagen im Freibad, dem Schlittschuhlaufen auf dem zugefrorenen See, den Nachmittagen auf dem Bolzplatz, den Fahrradausflügen zur nächsten Eisdiele oder dem klirrend kalten Februartag, an dem Sie mit den Nachbarskindern einen riesigen Schneemann im Vorgarten gebaut haben. Natürlich ist immer auch ein kleines Stückchen Verklärung in unseren Kindheitserinnerungen enthalten, aber in der Summe ergeben sich mit Sicherheit sehr viele Tage mit sehr viel Bewegung im Freien. Und das war gut so, denn der Bewegungsdrang ist mehr oder weniger stark ausgeprägt jedem Menschen angeboren. In der kindlichen Entwicklung besitzt körperliche Bewegung einen hohen Stellenwert: sie schult die Motorik, das Gleichgewicht, das Körpergefühl insgesamt und zusätzlich das Koordinationsvermögen. Wer schon als Kleinkind am Spielplatz regelmäßig das Klettergerüst erobert, gewinnt viel mehr Vertrauen in die eigene Kraft und Geschicklichkeit. Bewegung ist also wichtig für die kindliche Entwicklung, darin sind wir uns alle einig. Warum nur sitzen unsere Kinder dann trotzdem so viel zu Hause und bewegen allenfalls ihre Hände und Finger, um die Playstation, die Computermaus oder die Handytastatur zu bedienen?
Vieles geschieht aus reiner Bequemlichkeit: Man muss keine Schuhe anziehen, nicht erst irgendwohin laufen, sich nicht extra mit jemandem verabreden und hat trotzdem beste Unterhaltung. Wenn auch nur virtuell. Und leider bieten die kleinen elektronischen Geräte wirklich einen bunten und verlockenden Strauß an Spielen und Videos, dem sich selbst viele Erwachsene kaum entziehen können.
Und da hätten wir auch schon eine wunderbare Erkenntnis: Wir Großen sollten uns zum Thema Bewegung selbst kritisch an die eigene Nase fassen. Wer vom Sessel aus fordert, das Kind solle nun doch endlich mal raus gehen, springen und rennen, ist nicht gerade ein Motivations-Guru. Klingt vielleicht lästig, ist aber so: Wenn wir unsere Kinder aus der Bewegungsstarre raus und rein in die wunderbare Welt der abwechslungsreichen körperlichen Aktionen bringen wollen, müssen wir selbst aktiv werden und Angebote machen.

Gemeinsam macht es mehr Spaß

Laden Sie Nachbarskinder oder Freunde zum Ballspiele, Inlineskaten oder Fangen spielen ein. Wenn es verdächtig still wird, gehen Sie raus und sammeln Sie die Gameboys ein …
Initiieren Sie kleine Wettbewerbe
Wie oft können wir den Federball hin und her spielen, bis er den Boden berührt? Wie oft kannst du in einer halben Minute hüpfen wie ein Hase?

Fahrrad statt Auto

Wenn Sie selbst kürzere Wegstrecken zu Fuß oder per Fahrrad zurücklegen, wird es für Ihr Kind selbstverständlich, die gleiche Fortbewegungsart zu wählen. Kinder mit dem Auto zur Schule oder zur KITA fahren? Ist total out!

Aus schlechtem Wetter gute Laune machen

Es regnet? Dann ist es Zeit für ein ausgiebiges Pfützenspringen! Mit wasserfester Kleidung und Gummistiefeln ein tolles Erlebnis – auch für Mamas und Papas!
Weil aber tatsächlich nicht immer Platz und Gelegenheit für Outdoor-Aktivitäten ist, gibt es hier auch gleich noch ein paar Tipps für Bewegungsspiele in der Wohnung:

Die Reise nach Jerusalem

Bekannt und bewährt, müssen wir hier nicht erklären, oder?

Zimmerhockey

Als Tore diene leere Kartons, der Ball ist ein Luftballon, als Schläger dienen Federballschläger oder notfalls zu langen Stäben gerolltes und geklebtes mehrlagiges Zeitungspapier.

Aufstand üben

Zwei Spieler stellen sich Rücken an Rücken und verschränken kreuzweise ihre Arme ineinander. Dann setzen sie sich langsam zu Boden und strecken ihre Beine aus. Nun gilt es wieder hochzukommen. Zuerst werden die Beine angewinkelt, dann schieben sich die beiden Spieler Rücken an Rücken hoch.

Um aus einer kleinen Couchpotato einen großen Bewegungsfan zu machen, braucht es also vor allem Anregung und unterschiedliche, abwechslungsreiche Angebote. Und noooootfalls darf man mit kleinen Belohnungen locken, das soll schon Wunder bewirkt haben!

Neugier bewegt

Die Neugier des Kindes ist groß. Dies ist etwas ganz Natürliches und ein wichtiger Teil seiner harmonischen Entwicklung. Das Gehirn ist im Zuge seiner Ausdifferenzierung erfahrungshungrig; es nimmt Eindrücke leicht auf und lernt schnell, sie als komplexe Muster im Gedächtnis zu speichern. Und wie können Kinder mehr Angebote erfahren, als in der sinnlich aktiven Auseinandersetzung mit ihrer Umwelt?
Wenn motorische Fähigkeiten adäquat entwickelt werden, bilden sie einen lebenslangen Schutzfaktor vor Zivilisationskrankheiten (z.B. vor Herz-Kreislauf-Problemen, Rückenschmerzen und Übergewicht).
Eine Einschränkung der kindlichen Bewegung bedingt eine Vielzahl an Bewegungsmangelerkrankungen. Bereits bei der Einschulung weisen viele Kinder Übergewicht, mangelnde Beweglichkeit und motorische Defizite auf. Dies zählt zu den größten Risikofaktoren für eine gesunde Weiterentwicklung – nicht nur bei Kindern, sondern auch bei Erwachsenen.
Während Erwachsene zum Erhalt ihrer körperlichen Leistungsfähigkeit eine zwei- bis dreimalige körperliche Belastung von ungefähr 60 Minuten in der Woche brauchen, sollten sich Kinder zum Aufbau ihrer organischen Funktionen täglich mindestens ein bis zwei Stunden bewegen.
Sportspiele sind den Bewegungsspielen sehr ähnlich. Der Unterschied ist lediglich, dass bei einem Sportspiel ein Wettkampf mit klaren Regeln stattfindet. Traditionelle Sportspiele sind beispielsweise Fußball, Volleyball, Tischtennis oder Wettlauf. Bei den Bewegungsspielen steht vorwiegend die sportliche Aktivität an sich im Vordergrund. Zu den Bewegungsspielen gehören beispielsweise die Reise nach Jerusalem oder Blinde Kuh.

  • Egal ob hüpfen oder werfen – biete Deinem Nachwuchs vielseitige Bewegungsangebote an.
  • Sportspiele sind ideal, um sie in der Gruppe zu spielen. Lade für Deinen Nachwuchs doch Freunde oder Nachbarskinder zum Spielen ein.

Im Slalom durch die Wohnung

Mithilfe von Papprollen von Haushalts- oder Toilettenpapier kann eine einfache Slalometappe hergestellt werden und schon geht es im Slalom durch die Wohnung: Die Rollen werden dabei senkrecht auf den Boden wie ein Parcours angeordnet. Das Kind muss nun versuchen, die Rollen im Slalom zu umgehen, ohne eine der Rollen zu berühren. Als Steigerung kann ein kleiner Ball hinzugenommen werden, den das Kind ohne Berührung mit Hand oder Fuß durch den Parcours befördern muss. Dieses Spiel fördert die Raumorientierung und -wahrnehmung des Kinds.

Wollknäuel-Labyrinth

Zur Förderung der Raumwahrnehmung kann ein einfachesWollknäuel-Labyrinth helfen: Mit verschiedenfarbigen Wollfäden legen die Eltern in der Wohnung Wege nach. Nun müssen die Kinder den Weg einer bestimmten Farbe nachgehen. Am Ende erwartet es eine kleine Überraschung.